Die Rolle von Wissen als strategische Ressource in der wissensbasierten Ökonomie
Wissen ist heute mehr denn je ein zentraler Erfolgsfaktor für Unternehmen und Organisationen aller Branchen. In einer zunehmend komplexen, vernetzten und dynamischen Welt reicht es nicht mehr aus, lediglich über Daten und Informationen zu verfügen – entscheidend ist die Fähigkeit, diese in wertvolles Wissen zu transformieren und gezielt zu nutzen. Wissen bildet die Grundlage für Innovation, strategische Entscheidungen, Problemlösungen und kontinuierliche Verbesserung.
Im Unterschied zu Daten oder Informationen besitzt Wissen eine Reihe spezifischer Eigenschaften, die seine Erfassung, Verbreitung und Anwendung erheblich komplexer gestalten. Während Daten einfache, strukturierte Fakten darstellen und Informationen durch ihre Kontextualisierung einen gewissen Mehrwert liefern, ist Wissen weit mehr als nur „veredelte Information“. Wissen entsteht durch individuelle Erfahrungen, Interpretationen und Handlungen – und ist somit untrennbar mit dem Menschen verbunden.
Merkmale von Wissen
Wer Wissen effektiv managen will, muss verstehen, dass es sich dabei nicht um ein statisches, allgemeingültiges Gut handelt, das sich beliebig speichern oder kopieren lässt. Vielmehr handelt es sich um eine hochgradig subjektive, kontextsensitive und dynamische Ressource, deren Nutzen erst in der aktiven Anwendung voll zur Geltung kommt.
Im Zentrum stehen daher vier zentrale Merkmale von Wissen, die für ein erfolgreiches Wissensmanagement von grundlegender Bedeutung sind: seine Subjektivität, Kontextsensitivität, Handlungsbezogenheit sowie seine Dynamik und Entwicklungsfähigkeit. Diese Eigenschaften bestimmen nicht nur, wie Wissen entsteht und genutzt wird, sondern auch, welche Herausforderungen sich bei seiner systematischen Erfassung und Weitergabe ergeben.
- Subjektivität
- Wissen ist immer an ein bestimmtes Individuum gebunden
- Es basiert auf persönlichen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Interpretationen
- Verschiedene Personen können aus denselben Informationen unterschiedliches Wissen ableiten
- Kontextsensitivität
- Wissen existiert nie isoliert, sondern immer in einem bestimmten Kontext
- Ein Wissenstransfer von einem Kontext in einen anderen ist nur eingeschränkt möglich
- Typische Kontextarten:
- Individuelle Charakteristiken (z. B. Vorwissen, Motivation, Emotionen)
- Domänen-, ziel- und aufgabenbezogene Charakteristiken (z. B. Fachgebiet, Zielsetzung)
- Physische Faktoren (z. B. verwendete Technologie, Arbeitsumgebung, Ort)
- Zwischenmenschliche Faktoren (z. B. Kommunikationsbeziehungen, Gruppendynamik)
- Gesellschaftliche Faktoren (z. B. Normen, Werte, kulturelle Einflüsse)
- Handlungsbezogenheit
- Wissen zeigt sich vor allem durch aktives Handeln
- Es wird durch Anwendung, Kommunikation und Problemlösung sichtbar und gefestigt
- „Wissen ist Können“ – theoretisches Wissen wird erst durch Praxis nutzbar
- Dynamik und Entwicklungsfähigkeit
- Wissen unterliegt einem ständigen Wandel
- Es entwickelt sich sowohl individuell (z. B. durch Lernen) als auch kollektiv (z. B. durch Austausch im Team)
- Die Fähigkeit zur Weiterentwicklung des eigenen Wissens ist essenziell in dynamischen Arbeitsumfeldern
Die vier zentralen Merkmale von Wissen
Wissen unterscheidet sich grundlegend von Daten und Informationen – es ist vielschichtig, persönlich geprägt und ständig im Wandel. Im Kontext des Knowledge Managements sind vier Merkmale besonders entscheidend. Sie beschreiben, wie Wissen entsteht, funktioniert und in Organisationen genutzt werden kann. Das Verständnis dieser Eigenschaften hilft, effektive Wissensstrategien zu entwickeln und die Komplexität des Wissens gezielt zu managen.
- Subjektivität: Wissen ist immer individuell. Es entsteht aus persönlichen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Interpretationen und ist daher untrennbar mit dem jeweiligen Menschen verbunden. Auch wenn zwei Personen dieselben Informationen erhalten, kann sich daraus völlig unterschiedliches Wissen entwickeln – abhängig von Vorwissen, Perspektiven und emotionaler Einbettung. Diese Subjektivität ist essenziell für kreative Problemlösungen, erschwert jedoch den standardisierten Wissenstransfer. In Organisationen bedeutet das: Der Austausch von Wissen erfordert Kommunikation, Vertrauen und Verständnis für unterschiedliche Denkweisen und Erfahrungswelten.
- Kontextsensitivität: Wissen ist nie isoliert, sondern immer in einen bestimmten Kontext eingebettet. Es entfaltet seine Bedeutung und Anwendbarkeit nur in Abhängigkeit von Faktoren wie Aufgabe, Ziel, Umgebung oder sozialen Gegebenheiten. Ein und dieselbe Wissenseinheit kann in einem anderen Kontext irrelevant, falsch interpretiert oder gar unbrauchbar sein. Deshalb scheitern viele Wissensmanagement-Initiativen, wenn sie versuchen, Wissen einfach von einem Bereich in einen anderen zu übertragen, ohne den neuen Kontext zu berücksichtigen. Erfolgreiches Wissensmanagement muss deshalb auch kontextuelle Rahmenbedingungen sichtbar machen und berücksichtigen – etwa durch Metadaten, Erfahrungsberichte oder dialogbasierte Formate.
- Handlungsbezogenheit: Wissen zeigt sich erst durch aktives Handeln. Es wird in der konkreten Anwendung sichtbar – etwa in Entscheidungen, Problemlösungen oder kommunikativen Prozessen. Theorie bleibt bedeutungslos, wenn sie nicht in die Praxis überführt wird. Die Verbindung von kognitivem Wissen mit praktischem Können führt zu echtem Verständnis und nachhaltigem Lernen. In Organisationen bedeutet das: Wissensvermittlung muss praxisnah und erfahrungsorientiert sein. Lernformate wie On-the-Job-Training, kollegiales Coaching oder Lessons Learned-Sessions tragen dazu bei, Wissen nicht nur zu vermitteln, sondern es im Handeln zu verankern.
- Dynamik und Entwicklungsfähigkeit: Wissen ist kein abgeschlossenes Konstrukt, sondern verändert sich ständig. Neue Informationen, Erfahrungen und technologische Entwicklungen können bestehendes Wissen erweitern, infrage stellen oder vollständig ersetzen. Besonders in dynamischen Domänen – wie der IT, der Medizin oder der Umwelttechnik – veralten Wissensbestände schnell und müssen kontinuierlich aktualisiert werden. Gleichzeitig entstehen durch soziale Interaktion und kritische Reflexion neue Erkenntnisse, die in den organisationalen Wissensbestand integriert werden müssen. Wissensmanagement darf daher nicht nur auf Erhalt und Dokumentation abzielen, sondern muss gezielt Räume für Lernen, Austausch und Innovation schaffen.
Diese vier Merkmale machen deutlich, dass Wissen nicht einfach wie ein Dokument abgelegt oder beliebig dupliziert werden kann. Vielmehr ist es ein lebendiges Konstrukt, das gepflegt, geteilt und stetig weiterentwickelt werden muss. Für Organisationen bedeutet das: Wissensmanagement muss mehr leisten als bloßes Speichern – es muss Räume für Austausch, Lernen und Reflexion schaffen.
Zusammenfassung: Wissen als lebendige Ressource managen
Wissen ist weit mehr als die Summe aller verfügbaren Informationen – es ist eine strategische Ressource mit komplexen Eigenschaften. Subjektiv, kontextgebunden, handlungsorientiert und dynamisch – diese Merkmale verdeutlichen, warum der Umgang mit Wissen gezielte Strategien und ein tiefes Verständnis seiner Natur erfordert. Erfolgreiches Knowledge Management erkennt diese Besonderheiten an und integriert sie in technologische, organisatorische und kulturelle Maßnahmen.
Die Wirtschaftsinformatik spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie entwickelt Systeme, die Wissen nicht nur speichern, sondern dessen Nutzung und Weiterentwicklung aktiv unterstützen. In einer Welt, die sich rasant verändert, wird der bewusste, adaptive Umgang mit Wissen zum entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen – heute mehr denn je.