Knowledge Management
Grundlagen und wichtige Konzepte

Knowledge Management Strategien nach Krogh, Nonaka und Aben

Die vier KM-Strategien nach Krogh, Nonaka und Aben bieten einen systematischen Ansatz für effektives Wissensmanagement: Die Hebelstrategie maximiert den Nutzen vorhandenen Wissens durch Wissensteilung zwischen Abteilungen. Die Expansionsstrategie fokussiert auf die Entwicklung neuen Wissens in bekannten Bereichen für Produktinnovationen. Die Aneignungsstrategie transferiert Wissen zwischen Organisationen, etwa bei Fusionen. Die Sondierungsstrategie erschließt komplett neue Wissensgebiete durch Forschung und Exploration. Erfolgreiche Unternehmen kombinieren diese Strategien situationsabhängig, um sowohl kurzfristige Effizienz als auch langfristige Innovationsfähigkeit zu sichern.


Die vier Säulen des Wissensmanagements

Die renommierten Forscher Georg von Krogh, Ikujiro Nonaka und Manfred Aben haben im Jahr 2001 ein wegweisendes Modell entwickelt, das vier grundlegende Strategien für effektives Wissensmanagement beschreibt. Diese Strategien bilden einen systematischen Rahmen, um Wissen gezielt zu nutzen, zu erweitern und zu transformieren.

Jede Organisation verfügt über einen einzigartigen Wissensschatz. Die Kunst besteht darin, dieses Wissen optimal einzusetzen und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die vier KM-Strategien bieten hierfür einen praktischen Leitfaden, der sich an den spezifischen Bedürfnissen und Zielen eines Unternehmens orientieren lässt.


Die vier KM-Strategien im Überblick

Die vier grundlegenden KM-Strategien nach Krogh, Nonaka und Aben zielen darauf ab, den wertvollen Wissensbestand einer Organisation bestmöglich zu managen. Sie ermöglichen es Unternehmen, ihr Wissen gezielt zu nutzen, zu erweitern und in neue Bahnen zu lenken.

  • Hebelstrategie (Leveraging strategy): Fokussiert Verteilung und Nutzung vorhandenen Wissens. Abteilungen sollen ihr Wissen teilen und es anderen Abteilungen zugänglich machen, damit alle profitieren
  • Expansionsstrategie (Expanding strategy): Neues Wissen in einem vorhandenen Wissensgebiet erlangen, um z.B. neue Produkte/Dienstleistungen zu entwickeln
  • Aneignungsstrategie (Appropriating strategy): Überträgt Organisationswissen an eine andere Organisation (z.B. im Rahmen einer Übernahme und/oder Fusion)
  • Sondierungsstrategie (Probing strategy): Neues Wissen in einem neuen Wissensgebiet erlangen (z.B. durch Forschung)

Detaillierte Betrachtung der KM-Strategien

Die vier Strategien von Krogh, Nonaka und Aben adressieren jeweils spezifische Herausforderungen und Chancen im Umgang mit organisationalem Wissen. Ein tieferes Verständnis dieser Ansätze ist der Schlüssel für ein ganzheitliches und effektives Wissensmanagement.

  • Hebelstrategie (Leveraging Strategy): Dieser Ansatz konzentriert sich darauf, das bereits vorhandene Wissen innerhalb einer Organisation optimal zu nutzen und weiterzugeben. Wissen gewinnt erheblich an Wert, wenn es geteilt und mehrfach verwendet wird - ähnlich wie ein Hebel mit geringem Aufwand große Wirkung erzielt. Der Kern liegt im effizienten Wissenstransfer zwischen verschiedenen Unternehmenseinheiten, sodass bewährte Praktiken, Erfahrungen und Erkenntnisse systematisch dokumentiert und allen zugänglich gemacht werden können. Auf diese Weise werden erhebliche Effizienzgewinne erzielt und kostspielige Doppelarbeit vermieden. Die Umsetzung erfolgt typischerweise durch Wissensdatenbanken, Communities of Practice, Mentoring-Programme sowie regelmäßige Austauschformate wie Lunch & Learn-Sessions.
  • Expansionsstrategie (Expanding Strategy): Diese Strategie richtet den Fokus auf die Erweiterung der Wissensbasis in bereits erschlossenen Wissensdomänen und ist besonders relevant für Unternehmen, die ihre bestehenden Produkte oder Dienstleistungen weiterentwickeln oder diversifizieren möchten. Im Gegensatz zur Hebelstrategie, bei der es primär um die Nutzung vorhandenen Wissens geht, zielt die Expansionsstrategie auf eine systematische Erweiterung des Wissens ab. Dies geschieht durch gezielte Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, kontinuierliches Lernen und die Integration neuer Erkenntnisse in bestehende Wissensstrukturen.
  • Aneignungsstrategie (Appropriating Strategy): Die Strategie beschreibt den Prozess, durch den eine Organisation Wissen von externen Quellen erwirbt und in ihre eigenen Strukturen integriert. Sie kommt besonders bei Fusionen, Übernahmen oder strategischen Partnerschaften zum Tragen. Der entscheidende Vorteil liegt darin, schnell Zugang zu neuem Wissen zu erhalten, ohne den oft langwierigen und kostspieligen Prozess der internen Entwicklung durchlaufen zu müssen. Gleichzeitig stellt die Aneignungsstrategie hohe Anforderungen an die Integrationsfähigkeit der Organisation. Praktische Anwendungen sind strategische Übernahmen von Spezialisten in relevanten Wissensbereichen, Joint Ventures zur Kombinierung komplementärer Kompetenzen, Lizenzierung von Patenten und Technologien, gezielte Rekrutierung von Experten und Talenten (Acqui-Hiring) sowie Post-Merger-Integrationen mit Fokus auf Wissenstransfer.
  • Sondierungsstrategie (Probing Strategy): Dies ist wohl die ambitionierteste der vier Wissensmanagement-Strategien. Ihr Ziel ist es, völlig neues Wissen in bisher unerschlossenen Wissensdomänen zu generieren. Unternehmen, die diese Strategie verfolgen, begeben sich auf unbekanntes Terrain und suchen nach bahnbrechenden Innovationen oder disruptiven Geschäftsmodellen. Zwar ist diese Strategie mit dem höchsten Risiko verbunden, bietet aber auch das größte Potenzial für transformative Veränderungen und langfristige Wettbewerbsvorteile. Sie erfordert eine ausgeprägte Kultur der Neugierde, Experimentierfreudigkeit und Fehlertoleranz. Praktische Anwendungen sind Grundlagenforschung ohne direkten Produktbezug, Corporate Venture Capital für Investitionen in aufstrebende Technologien, die Einrichtung von Innovation Labs und Skunkworks, Hackathons und offene Innovationsformate sowie explorative Projekte mit hoher Autonomie und Ressourcenausstattung.

Erfolgreiche Unternehmen verstehen es, die verschiedenen Wissensmanagement-Strategien situationsgerecht und ausgewogen einzusetzen. Sie finden die richtige Balance zwischen der Nutzung bestehenden Wissens und der Exploration neuer Wissensgebiete. Nur so können sie kurzfristig wettbewerbsfähig bleiben und langfristig innovativ sein.


Zusammenfassung: Der Schlüssel zu Innovation und Wettbewerbsfähigkeit

Wissensmanagement ist der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit und Innovation in der modernen Wirtschaft. Das einflussreiche Modell von Krogh, Nonaka und Aben bietet Organisationen einen strategischen Rahmen, um erfolgreich mit ihrem Wissen umzugehen. Es umfasst vier Kernstrategien: Die Hebelstrategie maximiert den Wert vorhandenen Wissens durch effektiven Transfer. Die Expansionsstrategie erweitert die Wissensbasis in bekannten Domänen für kontinuierliche Produktverbesserungen. Die Aneignungsstrategie integriert externes Wissen durch Übernahmen oder Partnerschaften. Die Sondierungsstrategie erschließt völlig neue Wissensgebiete für disruptive Innovationen.

Diese Strategien sind keine starren Konzepte, sondern sollten flexibel und zielgerichtet eingesetzt werden. Entscheidend ist die Balance zwischen der Nutzung bestehenden Wissens und der Exploration neuer Wissensgebiete. Nur so bleiben Unternehmen kurzfristig wettbewerbsfähig und langfristig innovativ. In der wissensbasierten Wirtschaft ist dieses strategische Wissensmanagement nach Krogh, Nonaka und Aben relevanter denn je – ein wertvolles Instrument für zukunftsorientierte Organisationen.


Neben den vielfältigen Vorteilen des Knowledge Managements ist es wichtig zu verstehen, wie Wissen tatsächlich generiert und transformiert wird. Zudem ist das Verständnis der verschiedenen Wissensformen entscheidend, um geeignete Strategien zu entwickeln.