Die vier Säulen erfolgreichen Knowledge Managements: Aktionsfelder und ihre Wechselwirkungen
In einer Welt des rasanten Wandels und der Disruption ist Wissen der wertvollste Rohstoff geworden. Es ist die Quelle für Innovationen, die Basis für kluge Entscheidungen und der Schlüssel zu anhaltender Wettbewerbsfähigkeit. Die Herausforderung liegt darin, das in Unternehmen vorhandene Wissen systematisch zu erschließen, lebendig zu halten und beständig anzureichern.
Wie gestaltet man ein erfolgreiches Knowledge Management-System? Die Antwort liegt in vier grundlegenden Aktionsfeldern, die bei Design und Implementierung berücksichtigt werden müssen. Diese Bereiche bilden das Fundament für eine ganzheitliche Wissensstrategie und stehen in vielfältiger Wechselwirkung zueinander.
Die vier KM-Aktionsfelder im Überblick
Ein ganzheitliches Knowledge Management umfasst verschiedene Handlungsfelder, die ineinandergreifen und sich gegenseitig bedingen. Die vier zentralen Aktionsfelder nach dem Ansatz von Riempp (2004) lauten wie folgt:
- Inhalt (Content):
- Informationen, die in Informationsobjekten (Dokumente etc.) einheitlich übertragen werden
- Informationsobjekte sind für Menschen verständlich und dienen der Darstellung von Inhalten bzw. Zusammenhängen
- Nutzen Erklärungsmechanismen wie Multimedia-Inhalte zur Veranschaulichung
- Zusammenarbeit (Collaboration):
- (Semi)informelle Strukturen für Zusammenarbeit in Communities
- KM fördert den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit innerhalb/zwischen Communities
- Bereitstellung physischer/virtueller Räume oder anderer Kommunikationskanäle
- Kompetenz (Competence):
- Kognitives Wissen, inklusive Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit
- Repräsentiert das gesamte Wissen und die Erfahrungen eines Menschen
- KM unterstützt den Lernprozess und findet geeignete Partner für den Wissensaustausch zur Kompetenzstärkung
- Kultur (Culture):
- KM schafft eine vertraute und offene Unternehmenskultur
- Fördert den Wissens- und Fähigkeitsaustausch durch Anreizsysteme
- Nutzt Vorbilder, Belohnungen etc. zur Motivation
Die vier tragenden Säulen eines ganzheitlichen Wissensmanagements
Ein effektives Wissensmanagement erfordert ein ganzheitliches Konzept, das verschiedene Aspekte berücksichtigt. Im Zentrum stehen vier zentrale Aktionsfelder, die ineinandergreifen und gemeinsam den Erfolg solcher Initiativen bestimmen.
- Content: Informationen und deren strukturierte Darstellung in Form von Informationsobjekten bilden die Basis für Knowledge Management. Die Herausforderung liegt darin, diese Inhalte so zu gestalten, dass sie leicht auffindbar, verständlich und anwendbar sind. Moderne Erklärungsmechanismen wie interaktive Elemente, Visualisierungen oder Multimediakomponenten unterstützen dabei, komplexe Inhalte anschaulich darzustellen. Zudem ist ein durchgängiges Content-Management entscheidend, das den gesamten Lebenszyklus der Informationsobjekte abdeckt – von der Erstellung über Qualitätssicherung und Kategorisierung bis hin zur Aktualisierung und Archivierung.
- Collaboration: Während Content das "Was" des Wissensmanagements darstellt, behandelt Collaboration das "Wie" des Wissensaustauschs. Wissen entsteht und entwickelt sich primär durch Interaktion zwischen Menschen. Dafür sind Strukturen und Räume für die Zusammenarbeit unverzichtbar – ob physisch oder virtuell. Die Kollaborationskomponente muss daher sowohl strukturierte als auch spontane Formen des Austauschs ermöglichen.
- Competence: Letztendlich liegt Wissen in den Köpfen der Menschen – in ihren kognitiven Fähigkeiten, Erfahrungen und Expertisen, einschließlich Handlungs- und Entscheidungskompetenzen. Diesen Bereich adressiert das Aktionsfeld Competence auf mehreren Ebenen: Identifikation von Wissensträgern und Experten, Skill-Mapping, Kompetenzmanagement, personalisierte Lernpfade, Weiterbildungsempfehlungen sowie Erfahrungsaustausch zwischen Experten und Novizen. Dabei geht es nicht nur um formale Qualifikationen, sondern gerade auch um das schwer dokumentierbare implizite Wissen – wie man Probleme angeht, Lösungsansätze findet oder Entscheidungen trifft. Durch gezielte Vernetzung der richtigen Personen können Kompetenzen geteilt und Synergien geschaffen werden.
- Culture: Die Unternehmenskultur ist vielleicht der wichtigste Faktor, denn sie bildet den Nährboden für die anderen drei Aktionsfelder. Eine wissensfreundliche Kultur zeichnet sich durch Offenheit, Vertrauen, Wertschätzung für Wissensteilung, Fehlertoleranz, Experimentierfreude sowie Vorbildfunktion der Führungskräfte aus. Sie schafft Anreize für kollaboratives Verhalten, belohnt Wissensaustausch und räumt Freiräume für Innovation ein. Ohne eine solche Kultur bleiben die besten Prozesse und Technologien oft wirkungslos.
Diese vier Aktionsfelder sind keine isolierten Silos, sondern bilden ein eng verflochtenes Geflecht mit vielfältigen Wechselwirkungen: Inhalte werden durch Zusammenarbeit erzeugt und verfeinert, Kompetenzen durch Kollaboration aufgebaut. Gleichzeitig ermöglichen Inhalte und Kompetenzen erst effektive Zusammenarbeit. Die Unternehmenskultur wirkt als Katalysator oder Bremse auf alle anderen Bereiche – sie beeinflusst, wie Wissen geteilt, Inhalte erstellt, zusammengearbeitet und Kompetenz wertgeschätzt wird. Nur ein ausgewogenes Zusammenspiel aller Elemente führt zu einem nachhaltigen Wissensmanagement-Erfolg.
Zusammenfassung: Wissens-Quartett für nachhaltigen Erfolg
Effektives Knowledge Management beinhaltet das harmonische Zusammenspiel der vier Disziplinen Content, Collaboration, Competence und Culture. Content, die expliziten Informationen in strukturierten Informationsobjekten, bildet die Partitur. Doch ohne die lebendige Interaktion und den Wissensaustausch in der Collaboration bleiben die Noten stumm. Competence verleiht dem Ganzen Ausdruck und Tiefe, indem sie das Erfahrungswissen und die kognitiven Fähigkeiten der Mitarbeiter einbindet. Culture wiederum ist der Dirigent, der allen Beteiligten eine gemeinsame Richtung und ein wissensfreundliches Umfeld vorgibt.