Knowledge Management
Grundlagen und wichtige Konzepte

SECI-Modell: Die Formen der Wissensgenerierung

Der Wissensgenerierungsprozess umfasst vier Schlüsselmechanismen: Bei der Sozialisation wird stilles Wissen durch Interaktion geteilt, die Externalisierung verwandelt unbewusstes in dokumentierbares Wissen, die Kombination verknüpft verschiedene explizite Wissensformen, und die Internalisierung überträgt explizites Wissen ins Unterbewusstsein durch praktische Anwendung. Die Effizienz dieses Modells hängt maßgeblich von einer lernförderlichen Organisationskultur ab, die alle vier Wissensformen gleichwertig anerkennt. Diese Prozesse bilden einen kontinuierlichen Kreislauf des Wissenstransfers.


Die Dynamik der Wissensgenerierung: Das SECI-Modell

Wissen ist ein lebendiger, sich ständig entwickelnder Prozess. In der heutigen Wissensgesellschaft wird es als eine wertvolle Ressource betrachtet, die nicht nur in den Köpfen von Individuen existiert, sondern aktiv durch Interaktionen und Erfahrungen weitergegeben wird. Das SECI-Modell beschreibt diesen Prozess in vier grundlegenden Formen der Wissensgenerierung: Sozialisation, Externalisierung, Kombination und Internalisierung. Diese Prozesse stehen in einem dynamischen Kreislauf, der Wissen kontinuierlich transformiert.

SECI-Modell Visualisierung

Das SECI-Modell wurde in den frühen 1990er Jahren von den japanischen Wissenschaftlern Nonaka Ikujiro und Takeuchi Hirotaka entwickelt. Ihr Ziel war es, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie Wissen in Unternehmen und Organisationen generiert und geteilt wird. Nonaka und Takeuchi betonten, dass Organisationen in der Lage sein müssen, sowohl stilles als auch explizites Wissen zu nutzen und zu transformieren.


Formen der Wissensgenerierung im Überblick

  • Sozialisation: Weitergabe von stillem Wissen (tacit knowledge) durch gemeinsame Erfahrungen, Beobachtung und Nachahmung – ohne Worte
  • Externalisierung: Umwandlung von stillem in explizites Wissen durch Sprache, Analogien oder Modelle
  • Kombination: Zusammenführung und Reorganisation von bereits dokumentiertem, explizitem Wissen
  • Internalisierung: Verinnerlichung von explizitem Wissen durch Anwendung, Übung und Erfahrung

Diese vier Prozesse bilden zusammen den sogenannten SECI-Kreislauf, benannt nach den Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe: Socialization, Externalization, Combination, Internalization.


Die Formen der Wissensgenerierung im Detail

Wissen durchläuft verschiedene Transformationsprozesse, die seine Entstehung, Weitergabe und Anwendung ermöglichen. Das SEKI-Modell nach Nonaka und Takeuchi beschreibt diese Dynamik durch vier Formen der Wissenskonversion. Im Zusammenspiel dieser Prozesse entsteht ein kontinuierlicher Kreislauf des Lernens und der Wissenserweiterung.

  • Sozialisation: Die Sozialisation ermöglicht den Transfer von implizitem Wissen ohne explizite Verbalisierung. Sie basiert auf gemeinsamen Erfahrungen, direkter Beobachtung und intuitivem Nachahmen. Der Wissenserwerb geschieht hier durch direktes Erleben und Eintauchen in gemeinsame Kontexte. Ein typisches Beispiel ist das Mentoring, bei dem Berufsanfänger durch das Zusammenarbeiten mit erfahrenen Kollegen deren Herangehensweisen und Problemlösungsstrategien übernehmen.
  • Externalisierung: Die Externalisierung wandelt implizites in explizites Wissen um und macht es dadurch kommunizierbar. Dieser Prozess nutzt Sprache, Bilder, Modelle oder Metaphern, um schwer fassbare Erkenntnisse auszudrücken. Die Externalisierung ist fundamental für Wissensmanagement, da sie persönliches Wissen für Organisationen und Gemeinschaften zugänglich macht. Ein Beispiel ist die Verschriftlichung von langjährigen Berufserfahrungen in Form eines Handbuchs oder Leitfadens.
  • Kombination: Bei der Kombination wird bereits vorhandenes explizites Wissen neu organisiert, integriert und synthetisiert. Dieser Prozess schafft durch systematische Strukturierung komplexere oder allgemeinere Wissensformen. Die Kombination führt oft zu einem Erkenntnisgewinn durch die Vernetzung bisher getrennter Informationen oder Konzepte. Ein klassisches Beispiel ist die Erstellung einer Metastudie, die Ergebnisse verschiedener Forschungsarbeiten zusammenführt und neue Schlussfolgerungen ableitet.
  • Internalisierung: Die Internalisierung transformiert explizites in implizites Wissen durch praktische Anwendung und Erfahrung. Dabei wird theoretisches Wissen durch wiederholtes Üben zu verkörperten Fähigkeiten und Routinen. Dieser Prozess verstärkt das Wissen und macht es zu einem integralen Bestandteil individueller Kompetenz. Ein Beispiel ist das Erlernen einer Programmiersprache, bei der anfänglich bewusst angewendete Regeln mit der Zeit zu intuitiv abrufbaren Fertigkeiten werden.

Diese vier Prozesse bilden zusammen einen kontinuierlichen Kreislauf, der die Evolution von Wissen innerhalb von Individuen und Organisationen antreibt. Besonders wirksam wird Wissensmanagement, wenn alle vier Formen bewusst gefördert und in Lern- und Arbeitsprozesse integriert werden.


Zusammenfassung: Bedeutung des SECI-Modells für KM

Das SECI-Modell stellt einen praktischen Rahmen dar, um die Entstehung und Weitergabe von Wissen zu verstehen. Es zeigt, dass Wissen nicht einfach in einem Moment existiert, sondern sich ständig transformiert – vom stillen Wissen zum expliziten Wissen und wieder zurück. Dabei wird jeder Schritt von einem kontinuierlichen Kreislauf begleitet, der durch Sozialisation, Externalisierung, Kombination und Internalisierung geprägt ist.

Für Unternehmen und Individuen ist es entscheidend, diesen Wissensfluss zu fördern, um nicht nur Wissen zu bewahren, sondern auch weiterzuentwickeln. Der bewusste Umgang mit diesen Prozessen hilft dabei, Wissen effizient zu generieren und anzuwenden – sowohl im Arbeitskontext als auch im persönlichen Lernprozess.
Das SECI-Modell stellt somit einen Schlüssel zum Verständnis des Wissensmanagements dar, da es nicht nur den Austausch von Wissen, sondern auch seine kontinuierliche Weiterentwicklung ermöglicht. Es unterstützt den Aufbau von Kompetenzen und Innovationskraft, die in der modernen Wissensgesellschaft von entscheidender Bedeutung sind.


Neben den vielfältigen Vorteilen des Knowledge Managements ist es wichtig zu verstehen, wie Wissen tatsächlich generiert und transformiert wird. Zudem ist das Verständnis der verschiedenen Wissensformen entscheidend, um geeignete Strategien zu entwickeln.